PflegeABC Wiki
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Im Biografiegespräch / alte Schreibweise Biographiegespräch werden prägende Ereignisse im Lebenslauf einer Person thematisiert, wenn der alte Mensch das wünscht bzw. damit erkennbar einverstanden ist. Die Erhebung der Biografie wird gelegentlich als Biographiearbeit bezeichnet (eine eher albern wirkende Bezeichnung für eine normale pflegerische und beruflich geleitete Tätigkeit).


Bei der Pflege von Menschen mit Demenz sind biografische Kenntnisse Grundlage u.a. der Berücksichtigung der ATL und der Validation.

Gespräche, die die Biografie betreffen, finden nicht unbedingt bei der Aufnahme statt, sondern immer wieder in unterschiedlichen Pflegesituationen. Dazu ist eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre nötig; es gilt dabei, die Intimsphäre des Pflegebedürftigen zu wahren und auch die Bestimmungen des Datenschutzes einzuhalten. Zum einen ist die Zeitspanne für eine komplette Biografie meist viel zu anstrengend und es würden u. Umständen Themen weggelassen oder verändert dargestelllt, wenn der Eindruck einer offiziellen Äußerung entsteht.




Die mögliche Gliederung einer ausführlichen Biografie (was häufig genannt wird 



— >  Hinweis: das ist kein Muster für die Fragestellung)



·      Kindheit/Elternhaus



·      Schule, Jugend, Pflichten daheim, Spiele, Sexualität, Berufswahl



·      Militärdienst, erste Erfahrungen im Berufsleben, Ehe



·      Eigene Kinder, Haushalt/Hausbau



·      Vereine, sonstiges Engagement als Erw.



·      Wertvorstellungen (gelebte, angestrebte), Hobbys



·      Wichtige Ereignisse im höheren Erwachsenenalter, Erfahrungen mit Krankheit oder Tod



·     Erfahrungen im weiteren Berufsleben (Erfolge, Mißerfolge, Firmenkrisen), Freundschaften



·     Übergang ins Rentenalter, Verlust des/der PartnerIn/-ers, Kinder?



·      Verhältnis zu Kindern, Verwandten, Freunden, Nachbarn



·      Eigene schwerwiegende Krankheiten, Umgang mit …



·      Jüngere Vergangenheit



Quellen der biografischen Informationen[]

Im Idealfall gibt die betreffende Person selbst Auskunft, ansonsten können Angehörige, Freunde und Bekannte miteinbezogen werden. Ergänzt werden die Informationen durch mitgebrachte Unterlagen und persönliche Gegenstände mit ideellem Wert (wie Bilder, Fotos, Dekorationsstücke und ähnlichem). Selten ist eine Zeitkapsel dabei, die eventuell hilfreich ist, wenn sich der Pflegebedürftige selbst nicht adäquat äußern kann und es niemanden in seinem Umfeld gibt, der Informationen liefern könnte.


* geschichtlich Erlebtes (Kriege, politische Umbrüche,...)

* Familienverhältnisse (Eltern, Geschwister, Ehepartner, Kinder, etc.)

* Wohnbedingungen

* beruflicher Werdegang (Schule, Ausbildung, Beruf, Studium etc.)

* ethische, politische, religiöse Prägungen

* gesundheitliche Entwicklung

* generell prägende, positiv und negativ erlebte Ereignisse, also alle Höhen und Tiefen im Leben.


Wichtig: akzeptieren, wenn Mensch über bestimmte Dinge nicht reden möchte.



Vergleiche die grobe Unterteilung einer B. unter Biografie - Biographiearbeit


Biographie-Erhebung im Einzelgespräch[]

Im Gegensatz zur Erhebung in der Gruppe oder eines ganzen Jahrgangs kann sich die Pflegekraft ja ganz auf einen Menschen konzentrieren.

Sinnvolle Regeln dabei sind
* Im Gespräch nur grobe Notizen machen, damit sich die betroffene Person nicht verhört fühlt.

* Nicht sofort am Aufnahmetag, denn der Mensch braucht Vertrauen und Vertrautheit mit seinem neuen Leben.

* Richtigen Zeitpunkt für ein Gespräch erkennen. Also: Wann ist der Mensch bereit?

* Jede Gelegenheit für Informationen nutzen: z.B. beim Baden über 'Früher' sprechen.


Über den Umgang mit den gewonnenen Informationen[]

* auf dem Biographiebogen oder der Pflegeanamnese dokumentieren

* allen Mitarbeitern zugänglich machen, die an der Pflege des betreffenden Patienten beteiligt sind

* in den Alltag integrieren


Anforderungen an die Pflegekraft[]

* echtes Interesse (man muss den Sinn einer Biographie aus der Sicht der älteren Person erkannt haben)

* achtungsvoller Umgang

* Empathie (Einfühlungsvermögen)

* kommunikative Kompetenz (Gesprächsförderer einsetzen und Störer vermeiden)

* vertrauenswürdiger und sensibler Umgang mit den Daten


Auswirkungen der Biographie-Erhebung[]

Auf den Menschen, die von uns gepflegte Person[]

* Selbstbewusstsein wird gefördert, denn der Mensch setzt sich mit sich auseinander

* Selbstwertgefühl steigt, denn der Mensch hat etwas zu bieten mit seinen Erlebnissen

* Hilfe bei Bewältigung mit dem Thema Tod und Sterben


Auf die Pflegeperson - also auch auf mich[]

* Sie lernt den Menschen besser kennen.

* Kann seine Stärken, Schwächen und Verhaltensweisen besser einschätzen.

* Sie lernt vielleicht auch etwas über ihre eigene Lebensgeschichte.


Auf den Pflegealltag[]

* Der alte Mensch wird greifbarer.

* Die Beziehung zwischen Pflegeperson und Pflegebedürftigem entwickelt sich.

* Man trägt Verantwortung für den Menschen und tut mehr für sein Wohlergehen.


Mögl. Schwierigkeiten[]

Die Bedeutung biographischer Informationen für die Pflege ist den Patienten oft nicht klar. Fragen nach Familienverhätlnissen, Religionszugehörigkeit, Berufsleben und anderem werden manchmal als Zumutung empfunden. Es muss den Patient erklärt werden, warum die Pflege durch Informationen verbessert werden kann.


Den Patienten muss deutlich gemacht werden, in welcher Weise Gesprächsinhalte anderen zugänglich gemacht werden. Sie sollten selbst entscheiden können, was sie dem Team gegenüber offenlegen, auch auf die Gefahr hin, dass Zurückhaltung von Informationen Nachteile bei der Versorgung bringt.


Die Aussagen von Angehörigen müssen mit bedacht behandelt werden. Das Selbstbild der meisten Menschen weicht vom Fremdbild, auch dem von Familienmitgliedern, häufig ab. Patienten sollten das Recht behalten, von den Pflegenden so betrachtet zu werden, wie sie selbst gesehen werden wollen.


  • Grundsätzlich: Es sollten nur die Informationen erfragt und dokumentiert werden, die für die Versorgung dieses Menschen notwendig sind.


Hilfsmittel[]

  • Formulare

Literatur[]

  • Reinhard Völzke: Die Methode des Biographischen Gesprächs in der Sozialpädagogik. Schriftenreihe der Evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Bochum 1990 ISBN 3-926013-12-5
  • P. M. Wiedemann: Erzählte Wirklichkeit. Zur Theorie und Auswertung narrativer Interviews. Psychologie Verlag, Weinheim 1986
  • zur Biografischen Methode in der Psychologie, z. Bspl. bei Ursula Lehr

Weblinks[]

  • Gewerbliche Angebote: Oma, Mutti, Papa, … - Bücher (hier Bspl. bei Amazon; auch unter den Stichworte Erzähl mir dein Leben - Fragebuch an Oma und Opa )

Inhalte einer Biographie[]

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